Huren am AMS

“Hallo, servas, griass eich, ich würde gerne zur Hure umschulen. Hättet ihr da gerade freie Stellen?”
oder
”Meine besonderen Qualifikationen liegen im Bereich des Deep throats und ich bin Analexpertin.”
So oder so ähnlich wäre es wohl, wenn Prostituierte via AMS vermittelt würden. Aber, wäre das denn so schlimm?

Dank Covid bin/war ich ebenfalls gezwungen, mich beim Arbeitsmarktservice zu melden um zumindest irgendeine Unterstützung zu bekommen. Ich hatte mir schon ein paar Sätze bereit gelegt, wie ich die Konversation bei meinem ersten Termin vor Ort etwas auflockern könnte. Ich weiß ja nicht, wie so etwas im Normalfall abläuft. Da muss man doch ganz bestimmt sagen, was man gerne nach der Krise arbeiten würde, oder wo man seine persönlichen Stärken und Schwächen sieht?
Kann ich es als Stärke anführen, dass ich es scharf finde, einen nackten Mann zu quälen? Und: wie kommt das dann beim Berater an? Sieht der das dann ähnlich oder ruft er sofort den hauseigenen Security? Wie genau reagiert so ein Angestellter auf eine leibhaftig vor ihm sitzende Prostituierte? Das ist keinesfalls eine alltägliche G’schicht müsst ihr wissen. Ihr wärt überrascht, wie merkwürdig sich normale Menschen plötzlich verhalten, wenn sie wissen was ich arbeite. Der Teufel selbst würde nicht soviel Unruhe auslösen, wenn er vor ihnen stünde und sich mit dem Huf hinterm Ohr kratzt.

Vielleicht wäre es ein Impuls in die richtige Richtung, unseren Job zu normalisieren?
Bitte, wie lässig wäre es denn, wenn du statt eines “Wie bewerbe ich mich richtig?” einen “Die Klitoris, das fremde Wesen” oder “Vom Busen der Natur zum Arsch der Welt”-Kurs besuchen könntest. Berufswechsel finanziert vom AMS. Ich schätze, das würde reges Interesse generieren. Was wäre so verwerflich daran, wenn es einen offiziellen Rahmen gäbe? Angeblich ist es doch ein Beruf, völlig gleichgestellt mit einem Masseur zum Beispiel.
Diese tolle Gleichstellung beginnt aber schon beim Gang zur Bank zwecks Kontoeröffnung gewaltig zu hinken. So unglaublich es klingen mag:
Stellt euch vor… ihr wollt ein Bankkonto eröffnen, werdet aber abgewiesen. Warum? Wegen eures Jobs. Ist einer befreundeten Sexworkerin passiert. Die Bank mit der hübschen roten Welle fand es aus (hier lache ich hysterisch) ETHISCHEN Gründen nicht gut. Im Klartext heisst das, dass du als Nutte kein Konto für dein dreckiges Geld kriegst. Genau das dreckige Geld, das von Bankmanagern die aufs Zunähen vom Brunzloch stehen, bei mir rein gespült wird. Wenn der mir das Geld gibt, verwandelt sich das offensichtlich in einen vor Scham triefenden Schein. Den möchte man auf der Bank dann natürlich nicht haben. Soweit so logisch, oder?
Oh – oder ebenso diskriminierend:
Stellt euch vor… ihr wollt gerne Blut spenden, werdet aber abgewiesen. Warum? Wegen eures Jobs.
Stell euch vor… jemand zwingt euch zu einer intimen Untersuchung. Warum? Wegen eures Jobs.
Das klingt irgendwie stark nach Apartheid der 50s, passiert aber genau so 2020.

Ich glaube, ich werde beim AMS Termin für ein paar Schrecksekunden sorgen, wenn ich meinen Job offenbare und dann den Berater frage, ob wir uns nicht eh kennen, er käme mir so bekannt vor.

Ich werde berichten.

By the way:
Kann man dort eigentlich Hausverbot bekommen, weil man Prostituierte ist, oder muss man dafür erst deren Flyerständer verwüsten und gegen das Info-Pult treten?