Es ist mal wieder soweit, ich stecke mitten im zweiten Lockdown und entgegen der landläufigen Meinung, dass wir Huren eine körpernahe Dienstleistung sind, dürfen wir nicht wirklich arbeiten. Alle andren körpernahen Dienstleistungen schon.
Laufhäuser und Stätten zur Ausübung der Prostitution haben geschlossen.
Ich darf maximal Hausbesuche machen. Was ich per se schon riskant finde. Vor allem wenn ich wen noch nicht kenne.
Ich darf also potentielle Serienkiller und Menschen die mir Welpen aus dem Kofferraum zeigen wollen daheim besuchen. Danke. Aber danke nein. Ich bin dafür nicht nervenstark genug und überlasse hier den Vortritt meinen Kolleginnen die da nicht so argwöhnisch sind wie ich und an das absolut Gute im Menschen glauben. Escort ist einfach nicht mein Ding.
Wo ich noch arbeiten dürfte lt. Polizei (der Hofrat persönlich hat dies geschrieben, kein Scherz): am Straßenstrich.
Jedoch gilt dzt eine Ausgangssperre welche zur Zeit des erlaubten Starts des Strichs auf der Straße in Kraft tritt. Also arbeiten darfst, aber es darf keiner zu dir kommen. Verstanden? Nein? Ich auch nicht.
Von der Corona Hilfe ist bis dato auch nichts angekommen. Bis zu 80 Prozent des Vorjahresumsatzes hieß es bekäme jeder retour. Vermutlich steht dort bei §734xyz, dass dies nicht für Sexworker gilt.
Steuern zahlen dürfen wir natürlich weiterhin. Pfuh. Welch Erleichterung.
Man merkt: ich bin leicht angesäuert. Mein Kosmetiker darf an meinem Gesicht rum fummeln, beim H&M kann ich mir schicke Weihnachtspullover kaufen, im Billa zertreten sie dich nach wie vor, wenn du zum Nudelregal gehst… ABER Sexwork, Kleinkunst und GASTRO(!) ist nicht gestattet (und viele mehr die nach wie vor nicht arbeiten dürfen).
Gastro verstehe ich sowieso am allerwenigsten. Normalerweise betreibt man dort ja kein Speeddating, sondern isst mit Menschen die man gut kennt. Ich spucke niemandem ins Essen, es sei denn das ist gewünscht. Also – wie genau erklärt sich das?
Die Impfung kommt ja nun auch bald. Zuerst sollen ja die Stammesältesten geimpft werden. Halte ich für eine spannende Feldstudie das Ganze. Freiwillig soll es also sein. Vermutlich pseudofreiwillig. Gleich vorweg: Ich habe absolut nichts gegen eine derartige Impfung, würde aber gerne bei der ersten Charge dem Kurzen und Angstschober den Vortritt lassen um zu sehen wie verträglich dieses Serum ist. Ich könnt mir vorstellen, dass der Markt für gefälschte Impfpässe 2021 boomen könnte. *Anmerkung: Vielleicht ist es klug, beim AMS nun einen Photoshop-Kurs zu belegen!
Ich bin nur gespannt, was für Bedingungen gelten werden, wenn man sich nicht impfen lassen möchte… und ob wir körpernahen Dienstleister uns impfen lassen müssen, wenn wir den Job weiter ausüben wollen. Spätestens dann gelten Sexworker nämlich bestimmt wieder als körpernahe Dienstleister. Oder was wird sein, wenn ich verreisen / in den Club / zum Besuch in ein Pflegeheim möchte? Muss ich dann geimpft sein?
Alles noch Mutmaßungen momentan, aber trotzdem mache ich mir meine Gedanken dazu.
Wer tut das nicht?
Vielleicht sollte ich umschulen und kleine Haserl züchten die ich zu Weihnachten und Ostern an Familien verkaufe?