Die Sorgen und Ängste der Sexworker


Ich habe nachgefragt bei meinen Kolleginnen, habe sie nach Ängsten, Wünschen und ihren Sorgen gefragt… was dabei herauskam seht ihr untenstehend. Ich habe die Antworten einfach unkommentiert und in wilder Reihenfolge hier hinein kopiert. Ich denke, sie sind selbsterklärend und bedürfen keines weiteren Textes.

Es ist wie überall. Mal gut, mal schlecht. Ich komm damit klar. Ich hab meinen Rhythmus gefunden.

Einen Partner der diesen Job total akzeptiert kann man glaube ich nicht finden. Entweder ist er pervers oder ich bin ihm egal. So sehe ich das. Darum möchte ich niemand an meiner Seite im Moment. Ich hole mir im Job alles was ich brauche und liebe es, zuhause meine Ruhe zu haben.

Manchmal ärgere ich mich über mich selbst. Da sitze ich da und bemitleide mich, weil heute mal ein schwacher Tag war vom Verdienst her. Aber – bitte – ich verdiene an einem Tag soviel wie eine andere in einem 40h Job. Man wird irgendwie betriebsblind. Kurwa, ich bin echt eine Prinzessin.

Ich bin mal gespannt, welche Kunden heute zu mir kommen. Herr, lass sie einfach gepflegt sein und gut riechen…

Ich stehe meine Frau und lasse mich bestimmt nicht wegen meines Jobs in irgendeine Ecke drängen.

Es ist Wahnsinn, da steht der ur schöne Mann und äußert plötzlich die ärgsten, gestörtesten Wünsche die du dir vorstellen kannst. Da denk ich mir schon: Oida, ich bleib besser echt solo.

Es fehlt mir wahnsinnig, mein Kind nicht jeden Tag sehen zu können. Oft weine ich, wenn ich unten Familien vorbeigehen sehe. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, obwohl ich weiss, dass meine Tochter in besten Händen ist und ich das ja eigentlich auch für sie tue.

Und immer frage ich mich: werde ich genug verdienen? Bekomme ich die Miete rechtzeitig rein.

Hoffentlich werde ich nicht krank während meiner Arbeitswoche. Weil einfach krank feiern geht nicht.

Durch den Job habe ich tatsächlich eine Geruchs-Paranoia bekommen. Ich bin extrem empfindlich geworden was Körpergerüche angeht und Nähe.

In meinem Privatleben sortiere ich sehr gut durch und umgebe mich nur noch mit Leuten die ich uneingeschränkt mag. So “najaaaa”-Freunde gibt es nicht. Ich kann ausserdem sehr gut “Nein” sagen und bin im Alltag wesentlich durchsetzungsfähiger geworden.

Ich mache das erst seit Kurzem und jedes Mal wenn ich das Geld zähle denke ich mir nur “OH MEIN GOTT, ich bin MIDAS!”

Der Job ist ein Ego-Booster. Kein Wunder, dass viele Mädchen total abgehoben sind. Man bekommt Geld für sein Aussehen und Zeit die man mit einem Kunden verbringt. Viel Geld. Dazu hagelt es Komplimente. Also von der niedergeschlagenen, an sich zweifelnden Hure habe ich noch nie gehört.

Ich habe hier im Laufhaus gelernt, endlich einen regelmäßigen Tagesablauf zu haben. Es hat Ordnung in mein Leben gebracht und ich habe gefunden, wonach ich scheinbar schon lange gesucht habe. Das hier kann ich. Das hier ist mein Hobby. Ich ficke für mein Leben gerne. Ich kann sagen: ich bin angekommen.

Der größte Luxus ist für mich einfach die Zeit. Zeit die mir für mich bleibt und das nötige Geld, diese Zeit auch so zu nutzen wie ich das möchte.

Manchmal habe ich echt einen Hass auf Männer. Sind die denn wirklich alle gestört? Pfui.

Was ich am meisten schätze? Meine Ruhe und die Zeit die ich mit meiner Familie verbringen kann. Ich kann ausserdem meinen Kindern viel bieten. Das ist etwas, was ich nicht hatte.

Etwas anderes arbeiten????? NEVER! Warum auch? Ich verdiene gut, ich mag mich, ich mag mein Leben, meinen Job, alles. Ich bin eine starke Frau und stehe mitten im Leben. Hin und wieder steht man allerdings schon neben sich und denkt “Was zur Hölle mache ich da eigentlich?”

Es ist oft sehr strange unser Beruf. Aber etwas Anderes kommt für mich nicht in Frage.

Und wieder stehe ich vorm Spiegel und finde mich einfach nur richtig, richtig scharf.

Schade, dass ich nicht zu meinem Beruf stehen kann. Mein Umfeld würde es nicht akzeptieren.

Irgendwie sind wir im Mittelalter stehen geblieben, oder? Hexenverbrennung oder wie man es auch immer nennen mag. Die Männer finden es eigentlich alle ziemlich cool, lässig und ok. Zumindest im stillen Kämmerlein. Aber wehe man geht damit an die Öffentlichkeit. Da ist man rasch in der Ecke “zu blöd für andere Jobs” und “mit der will ich nicht befreundet sein”. Das macht mich wütend. Ich bin doch genauso normal wie jede andere!??

Viele dieser Meldungen entsprechen nicht meiner Sichtweise. Ich wollte aber auch nichts beschönigen oder die Meinungsfreiheit der Frauen beschneiden. Es zeigt also einen bunten Querschnitt.