Die ungewöhnlichen Dinge des Lebens

Ich biete ja einiges an. Besonders im Fetisch-Bereich. Schocken man mich da nicht mehr. Eher schockieren mich da noch Rechtschreibfehler und Leute die „seid“ und „seit“ nicht korrekt einsetzen.
Aber die heutige Buchung verspricht, etwas ungewöhnlicher zu werden.
Zitterfetisch. Noch nie gemacht, aber da ich zittern kann und dabei jedem Rehrattler die Show stehle, dachte ich mir „warum denn nicht?“
Ich stehe also im Dezember bei -5 Grad auf einem Hotelbalkon und zittere. Dabei werde ich gefilmt. Von jemandem der einen Zitterfetisch hat.
Nicht dieses „Ich bin ein armes Hascherl und zittere“, sondern „Mir ist kalt und ich zittere“. Es ist eine drei Stunden Buchung. Danach bin ich entweder tot oder ich bleibe für immer haltbar. Die billigere Variante der Kryonik.

„Kannst du dir bitte String und Bh ausziehen?“ tönt es hinter der Kamera hervor. Fragend blickt er mich an. Schmale Statur, ein wenig Ähnlichkeit mit Willy Tanner aus „ALF“ und völlig entspannt. Er hat ja auch eine Daunenjacke an.
„Klar. Lass mich ruhig sterben.“ „Wie bitte?“
„Jajaaaa. Passt schon.“ Was tut man nicht alles für die lieben Fetischisten. Auf den String kommt es mir eh nicht an. So ein Teil hat noch nie wen vor dem Erfrierungstod gerettet. Aber den Bh würde ich gern anlassen. Zitternd schäle ich mich aus den Sachen und maule dabei herum. Das Gemaule wärmt ein wenig.
„Mah…ist dir auch so kalt in den Händen?“ frage ich ihn. Im selben Moment fällt mir auf, dass er eine Armprothese hat. Ich beisse mir auf die Lippe.
Wo ist das Loch im Erdboden welches sich auftut wenn man es braucht?
Er lächelt. „Nein. Mir geht’s gut: Ich zoome dich jetzt mal ganz nahe heran damit man deine Gänsehaut sehen kann. Wenn du dann mit den Zähnen klappern musst, bitte unterdrück es nicht. Das ist unfassbar geil.“
Zähneklappern bekomme ich nach 30 Minuten wirklich filmreif hin. Eine geile Gänsehaut auch. Ich entdecke ein Haar auf meinem Fuss in Überlänge und reisse es mir aus. Alles wird auf Video festgehalten. Drei Stunden lang.
Nach drei eiskalten Stunden ist auch das letzte bisschen Farbe aus mir gewichen und meine Muskeln schmerzen. Ich, als Königin der Hypochonder, kann schon regelrecht das Martinshorn der Ambulanz und die Stimmen der Sanitäter hören. „Du meine Güte, da können wir nur noch 4 Zehen retten.“
Wäre schade. Meine Füsse sind mir eigentlich wichtig.
Immerhin kommen nicht wenige um ihren Fussfetisch bei mir auszuleben. Dieser kommt gar nicht so selten vor.
Im Endeffekt befasse ich mich nun mal mit „Nischensex“.
Es geht um feuchte Höschen, schwitzige Socken, Fussjobs, Strapon-Sex, Speichelspiele, Natursekt, kontrollierte Unterwerfungen; Männer in Windeln, Männer in Kleidchen, Rollenspiele und vieles mehr.
Seit „Shades of Grey“ ist BDSM ausserdem in aller Munde. Die Szene kommt endlich ein wenig aus der „Schmuddelecke“. Auch wenn das reale BDSM und meine Arbeit wenig mit Mr. Grey gemeinsam hat. Aber definitiv eine ansprechende Story. Tut mir leid Mädels, Shades of Grey ist einfach „Schaisndreck” wie Igor sagen würde.
Oder steht in dem Buch auch etwas von Niesfetisch oder Looning drin?