Igor und ich

Ich liebe ihn. Warum? Er ist laut, männlich, groß, stark, unromantisch. Er ist mein “männliches Ich”. Wäre ich als Mann auf die Welt gekommen – ich wäre ein Igor. Romantik bedeutet für ihn, sich mit einem Harten von hinten an mich heran zu drücken. Hachja.
Igor muss hart im Nehmen sein und viel Selbstbewusstsein haben.
Zum Einen um mit dem Job halbwegs klar zu kommen und zum Anderen um mit mir halbwegs klar zu kommen. Was davon die größere Herausforderung ist, lässt sich nicht so einfach sagen.

Selbstbewusst ist er in jedem Fall.
Wenn mich die Verkäuferin fragt, ob ich noch etwas brauche, antwortet Igor “Braucht sie nix. Hat sie mich.”
Blickt mich jemand schief an, rastet Igor schnell mal überdurchschnittlich aus. Immerhin bin ich SEINE Frau und wer Luckilucki macht muss mit einer blauen Guck’n rechnen. Manchmal hilft es, das Strafgesetzbuch zu erwähnen. Manchmal hilft es halt nicht. Dann kracht es eben.
Blicke ich jemanden schief an, oder erwähne ich beiläufig, dass „xy ein fescher Kerl sei“, reagiert Igor schnell gekränkt und äußert seinen Unmut „Na nimm dir, wenn so gut gefällt diese andere Mann“. Dann werde ich ignoriert. Aber so ignoriert, dass ich an meiner Existenz zu zweifeln beginne.
Mag vielleicht ungut klingen, aber wir schenken uns diesbezüglich nichts. Während er bei Streitigkeiten sofort reagiert, warte ich meist auf den passenden Zeitpunkt um es ihm heimzuzahlen. Manchmal ohrfeige ich ihn nachts. Manchmal lasse ich die Katze über sein Gulasch lecken. Seinen Ficus Benjamin habe ich auch auf dem Gewissen. Hab in den Topf gepisst. Solange bis der Baum tot war. Igor bezahlt also jedes Mal dafür, wenn er ungut zu mir ist.

Wo findet man so einen Igor fragt ihr euch bestimmt. Nun ja. Auf Facebook.
Ich blieb durch Zufall an einem Foto hängen, habe natürlich geliked und ein bisschen kommentiert. Unsexy – aber so ist das nun mal in der neuen Zeit. Igor fühlte sich so gleich bemüssigt, mir zu schreiben. Wir wollten uns treffen, um ein wenig Spaß zu haben. Als ich ihn das erste Mal sah, war ich vollkommen von den Socken. Was für ein Mann. Live noch zig Mal toller als auf den Bildern. Selbstbewusst und mit weit gespreizten Beinen saß er vor mir. Lächelnd. Als hätte er ein Eichkatzerl zwischen den Beinen und mich schon längst gewonnen.
Ich dachte mir nur die ganze Zeit „Was für ein selbstverliebtes Arschloch.“
Gefiel mir. Weil es nicht gespielt war.

Als es dann das erste Mal zur Sache ging, betete ich nur, dass er nicht stinkt, rasiert ist, keinen merkwürdigen Schwanz hat und keine abgedrehten Dinge mit mir aufführt. Oh – und dass er küssen kann. DAS ist wahnsinnig wichtig!
Unnötig zu erwähnen, dass wohl alles gepasst hat zwischen uns.

Er liebt mich sogar während ich meine Tage habe. Er arbeitet zu diesen Zeiten oft etwas mehr, oder macht einen Kurzurlaub in der Heimat… aber hey – wer mich schon mal erlebt hat, wenn ich menstruiere versteht das und würde sogar für Igor spenden um ihm einen Urlaub weeeeit weg von mir zu ermöglichen.

Igor – wenn du das liest (was eher unwahrscheinlich ist, da es keine Bilder beinhaltet):
Lieb dich!