Respekt. Opfershaming. Missbrauch.

Es ist ein schmaler Grat. Wo genau beginnt Missbrauch? Wie wird er definiert? Warum fühlen sich viele auf Facebook so frei, definitiv respektlose und missbräuchliche Handlungen zu setzen? Und warum betreibt man nach wie vor Opfershaming, obwohl wir schon lange nicht mehr im Mittelalter leben?
Der Grund dieses Blog-Eintrages liegt in einem meiner Facebook-Postings in welchem ich klar stellte, dass ich keinerlei Interesse an Schwanzfotos in meinem Messenger habe und auch keine privaten, entgeltlosen Dates mache. Private Treffen suche ich mir gern selbst aus. Mein gutes Recht wie ich finde. Abgesehen davon bin ich nicht solo, was für mich das Treffen fremder Männer in privatem Rahmen absolut ausschließt. Mit jedem anderen Job auch vollkommen klar und normal. Niemand würde einem Elektriker Schwanzbilder senden oder ihn darum bitten, gratis die Leitungen zu erneuern. Oder einer Putzfrau erklären, dass sie dein Loft reinigen soll und sie mit Bildern deiner dreckigen Küche bombardieren. Diese Leute machen einen Job. Dafür werden sie bezahlt.
Wie ich.

Meine Zeit kostet. Das ist MEIN Job. Es scheint wirklich viele zu geben, für die eine Sexworkerin nach wie vor als “leicht zu haben”, schmutzig oder minderwertig gilt. Oder als dauergeile Nymphomanin die alleine zuhause hockend nur auf Schwanzfotos wartet. Abgesehen davon, dass ich auf solche Fotos generell nicht neugierig bin (wie eigentlich alle Frauen).
Nun, jedenfalls meinte diese Person, dass ich damit rechnen müsste, solche Fotos oder Avancen zu bekommen – wegen meines Jobs. Aber das sehe ich absolut anders.
Warum muss ich mit Respektlosigkeiten rechnen?
Muss sich jemand belästigen lassen wegen seines Jobs, seines Aussehens, eines Postings, seiner politischen Ansichten, sexuellen Neigungen oder seines Geschlechts? Defintiv NEIN!
Ich bin auch nicht respektlos. Ich belästige niemanden und möchte im Gegenzug ebenfalls nicht belästigt werden. Wie im real life.
Diese Männer zeigen im normalen, analogen Leben ihren Schwanz nicht ungefragt irgendwelchen Frauen. Oder beschimpfen diese, wenn sie sich nicht mit ihnen treffen oder mit ihnen reden wollen.
Des Weiteren wurde mir vorgeworfen, ab und an sexy Bilder (niemals nackt) von mir zu posten. Diese kann man allerdings nur sehen, wenn man MIR irgendwann eine Freundschaftsanfrage gesendet hat. Ergo ist dieser Jemand freiwillig mein Follower. Das ist als würde ich auf youporn klicken und mich dann über deren Inhalte beschweren. Vollkommen unlogisch, oder? Oder diesen Blog hier lesen und danach meinen, dass dessen Inhalt sexueller Natur ist. Ah….ja….Ok.
Es ist doch wohl ein Unterschied, ob man sich etwas freiwillig ansieht oder es aufgezwungen bekommt. Ich sende niemandem Pornos, nur weil ich mich von dessen Gesicht dazu animiert fühle.
Raus aus dem Mittelalter, rein ins empathische Zeitalter.
Und – kleiner Tipp am Rande – versendet einfach keine Schwanzfotos. Das wirkt ziemlich notgeil.