Wie wird man eine Domina/Hure/Bizarrlady?

Anfangs war es noch Hirnwixerei. Aufgeilerei am Gedanken als Professionelle zu arbeiten. Nach dem Motto “…und wenn ich das tun würde, dann…”. Eingerahmt in viel Pelz, Plüsch und Champagner.

Die Realität war dann erheblich nüchterner. Zwei Lichtbilder, eine Polizeistation, ein grüner, ein gelber und ein blauer Schein und mein erster Besuch beim Huren-TÜV. Eine Untersuchung die man früher wöchentlich, nun alle sechs Wochen über sich ergehen lassen muss. Ein Glück, dass die meisten der Ärzte und Helfer dort sehr nett sind und das ganze nicht noch demütigender gestalten. Der Weg zum Labor und retour reicht oft. Immer mal wieder stehen ein paar Gaffer dort oder sprechen einen sogar an. Das ist wieder so eine Sache die mich mit den Augen rollen lässt und wo ich mir denke “Männer…Idioten.” Respektlos meiner Meinung.

Weiter ging es dann für mich auf eine Odysee durch verschiedenste Studios und Laufhäuser. Jedes Mal wie der erste Schultag. Man kennt die Gepflogenheiten nicht, die Umgebung ist fremd und oft alles andere als einladend. Die Mädels beäugen einen sowieso schief. Jede arbeitet für sich und jedes Mädchen ist nun mal in erster Linie Konkurrenz.
Auf den Pages der Häuser lauter schöne, perfekte Frauen. Alle besser als man selbst.

Da sitzt man dann am Zimmer und fragt sich nur, wie und ob man mit denen irgendwie mithalten kann? Fusselige Haare, zuviel Speck an der Hüfte, Dellen am Po, drei Pickel im Gesicht. Und plötzlich wird man gebucht.
Zu Beginn ist das alles noch aufregend. Nicht im Sinne von erregend, man ist einfach nervös und würde sich gerne zu einer 2-stündigen Sitzung auf die Toilette zurückziehen.

Ich habe nie verstanden, warum ich gebucht werde. Bis heute nicht. Ich finde mich selbst gerade mal durchschnittlich. Jedenfalls war ich am Ende des Tages überrascht. SO VIEL GELD.

Hier liegt dann wohl auch der Hund begraben, warum es so schwer ist, aus dem Rotlicht wieder weg zu kommen. Man weiß was man verdienen kann. Vor allem WIEVIEL in WELCHER ZEIT. Bei freier Zeiteinteilung. Ohne Chef der einem sagt, wann man was zu tun hat und der eigentlich auf seinem Gebiet eine Vollnuss ist.

Negativ ist, dass man das Gefühl hat, dass einem sein Körper nicht mehr selbst gehört und man als eine Art Freiwild ohne Privatsphäre betrachtet wird. Auch für den Partner zumeist schwer zu ertragen.

Bis ich endlich in einem Laufhaus heimisch wurde, dauerte es ganze drei Jahre. Davor tingelte ich von Haus zu Haus und von Studio zu Studio. Teilweise durch ganz Österreich. Irrsinnig anstrengend kann ich euch sagen. Die Zeiten meiner Huren-Tournee sind nun um. Geblieben sind ein paar Groupies in verschiedenen Bundesländern und ein paar wilde Erinnerungen an schräge Aktionen. Zum Beispiel ritt ich in Linz auf einem behäbigen Mitt40er durch die Innenstadt. Nennen wir ihn “Dixie”. Er wollte ein Pferd sein. So hab ich zumindest ein bisschen etwas von Linz gesehen. Hoch zu Ross.
Nun bin ich sesshaft geworden. Das Zimmer ist groß, die Preise werden gehalten, der Besitzer ist nett und es liegt zentral, was eine sehr gute Frequenz mit sich bringt.
Ich bin also zufrieden. Mal mehr. Mal weniger.