Wien’s ekligste Plätze


Wien ist grindig, morbid und unfreundlich. Außer im ersten Bezirk. Da geht’s. Da sind die Leute zwar ebenfalls unfreundlich, aber zumindest gut angezogen. Wo aber ist Wien am hässlichsten? Ich hab die Plätze für euch ausfindig gemacht. Die ekligsten Plätze, Lokale und Hotels.

Starten wir einfach mal im wunderschönen Erdberg. U3 hoch Richtung Franzosengraben. Kik, mehrere leere Geschäftsflächen und ein Imbiss mit Blick auf den Busbahnhof direkt unter der Brücke. Die Traumlocation fürs Frühstück eures definitiv letzten Hochzeitstages. Kostet unbedingt den Leberkäs auf den ihr sicher keine 2 min warten müsst, weil er ohnehin seit Stunden auf euch gewartet hat. Beobachtet beim Essen die wartenden Busse und genießt es, deren Abgase tief zu inhalieren. Haltet eure Handtaschen gut fest dabei. Etwa 3 verschiedene Schilder warnen nämlich vor Taschendieben. Vermutlich waren’s mal 5 Schilder. Also – alles festhalten während ihr auf’m Heurigenbankerl sitzt.

Frisch gestärkt fahren wir zur immervollen öffentlichen Toilette in der Schlachthausgasse (U3). Wer gern in der Schranzhocke über der Wurst des Vorgängers hängt ist dort richtig. Wc Papier wirft man traditionell daneben oder – für kreative – klebt sie an die Wand. Zu den Anderen.

Mittags habe ich große Auswahl. Es gibt ja viele eklige Buden in Wien. Prädestiniert für diverse Magenprobleme sind ja meist die “Grill Pizza Schnitzel Fisch”-Läden. Generell mit Bildern des Essens an der Außenmauer und mit hektisch blinkenden Schildchen auf denen “open” steht. Ich entscheide mich spontan für einen relativ neuen Segafredo in 1220 Wien (Quadenstrasse 65, neben Geier). Nichtraucherzone vor der Türe, Raucherbereich im Inneren, zwei Hunde im Gastraum und etwa 7 Männer die mich mit lautem “oooohlala” begrüssen. Ganz schick auch der Himmel den irgendjemand unpassenderweise an die Decke gepinselt hat. Leicht ergraut das Ganze durch den Qualm der hier drinnen herrscht. The place to be for me. Die Plastikkarte ist sehr übersichtlich, da einiges durchgestrichen bzw manche Stellen mit irgendwas verkrustet sind. Mehr als einen Toast traue ich mich nicht zu essen. Die Fliegen am Fensterbrett hat entweder das Essen oder die Luft gekillt. Alle Anwesenden beobachten mich. Bei jedem Bissen von meinem labbrigen Toast. Entweder bestellt man hier drinnen einfach nichts zu essen, oder man mag keine Fremden. Beides würde mir einleuchten. Alle sitzen bei einem Bier oder Wein und alle reden miteinander. Vermutlich über mich. Reizende Atmosphäre. So unwohl hab ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Warum tue ich sowas nur dauernd? Conclusio: ich bin vermutlich ein Idiot.

Zum Abrunden des Tages pendle ich danach noch ein wenig durch den wohl hässlichsten Christkindlmarkt der Stadt (im Herzen von Floridsdorf).

Schlafen werde ich im Hotel Bauer. Eine Institution in Wien. Alte und sehr spartanisch eingerichtete Zimmer, ein unheimlich grantiger Portier und nach wie vor keine Homepage. So verweigert sich dieses sehr spezielle Hotel jeglichem neuen Publikum. Prostituierte, Trinker, Seitenspringer und Leute die kurzfristig zuhause nicht erwünscht sind, finden sich hauptsächlich hier ein. Graumanngasse 16 – eine Adresse die perfekt zur Location passt. Schon an der Bar riecht es nach einer perfekten Mixtur aus altem Rauch und Spermarülpsern.
Ich jedenfalls lege mich jetzt unter den derb hässlichen Kunstdruck und kuschle mich in die steifen Laken des leise knarzenden Bettes. Gute Nacht euch allen!